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"Republik im Wahnzustand" (Philipp von Becker). Oder: "Das gute Gewissen ist eine Erfindung des Teufels." (Albert Schweitzer)

Autorenbild: Hans-Jürgen WeissbachHans-Jürgen Weissbach

Aktualisiert: 14. Apr. 2024



''Über „antisemitisches Klatschvieh beim Reichstreffen der Filmschaffenden“, oder wie das deutsche Establishment reagiert, wenn internationale Künstler in Berlin Preise bekommen und zum Frieden aufrufen.'' So überschreibt Philipp von Becker seinen Beitrag über den Berlinale-"Skandal".


Der Begriff der ''BDS-Nähe'', der wiederholt zur Legitimation von Ausladungen herangezogen wird, suggeriert eine "Kontaktschuld", was von Michael Brumlik als "paranoide Diffamierung" und McCarthyismus bezeichnet wird. Der Kontaktschuldvorwurf traf auch die Leiterin der Jüdischen Akademie Berlin, die selbst Enkelin eines jüdischen NS-Opfers ist. (Brumlik: Postkolonialer Antisemitismus? Hamburg 2022, S. 38)


Eine ähnliche "Entlarvungsstrategie" verfolgt die von Bund und Land üppig geförderte RIAS e.V. in Marburg, die systematisch "Kontaktverdächtige" aufspürt und diskreditiert, in ihrem Bericht zur documenta 15. Von der documenta gäbe es Beziehungen zu Initiative GG 5.3 und diese hätte sich gegen den Ausschluss von Mitgliedern der BDS-Bewegung gewandt und mit postkolonialen Theorien sympathisiert. Dabei wird eine andere Organisation als Quelle und Gewährspartei angegeben. Indirekter geht es nicht. So liest man:


*Das „Kasseler Bündnis gegen Antisemitismus“ (BgA) bemerkte bereits im Dezember 2020, als die „Initiative GG 5.3. Weltoffenheit“ sich gegen die Arbeitsdefinition der International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA) und gegen den pauschalen Ausschluss der BDS-Bewegung wandte, dass es von dort Beziehungen zu vergangenen und künftigen documentas gibt. Ayse Gülec und Andrea Linnenkohl, beide später Teil der künstlerischen Leitung der documenta fifteen, hatten die der Initiative folgende Petition „Wir können nur ändern, was wir konfrontieren“ unterzeichnet. In dieser Petition werden die Shoah, die Erinnerung an die Shoah, und der Postkolonialismus zusammengeführt, um sich gegen Israel zu wenden."


Paradox erscheint, dass die Freunde der Eindeutigkeit und Feinde der Ambiguität vehement für die Anerkennung einer Definition kämpfen, die unbestimmt ("gewisse Wahrnemung"), unscharf und viel zu extensiv ist, insofern sie streckenweise Kritik mit "Hass" gleichsetzt. Zwar wird Judenfeindschaft in der Gegenwart tatsächlich häufig über den Umweg der Israelfeindschaft artikuliert, doch auch die Verteidiger der (IHRA-) Definition fokussieren sich immer mehr auf die Kritiker der Politik Israels und immer weniger auf den realen Antisemitismus. Das verschafft ihnen in der gegenwärtigen weltpolitischen Lage das gute Gewissen, gegenüber dem Geschehen in Nahost die Augen verschließen zu können.


Stefan Reinicke schreibt in der taz am 14.4.24:

"Auffällig ist das strahlend reine Gewissen jener Deutschen, die sich als heldenmütige Verteidiger der Errungenschaften der bundesdeutschen Erinnerungspolitik inszenieren. Faktisch trifft diese Anti-Anti­semitismus-Cancel-Culture auffällig oft linke Jüdinnen wie Breitz, Gessen oder Fraser. Genau jene Medien, die sonst heftig vor links-woker Cancel-Culture warnen, winken diese hier lässig durch. Jürgen Kaube stellt in der FAZ treuherzig fest, mit einer „Einschränkung der Meinungsfreiheit“ habe der Fall Fraser gar nichts zu tun."



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