Thomas Wessel hat am 28.6.2022 in seinem Verriss des Bildes auf ruhrbarone.de, dem wir uns natürlich nicht anschließen können, die Clownsfigur wie folgt beschrieben: Sie trägt einen "blauen Anzug, Fliege, weiße Handschuhe und eine Clownsmaske, zwei Hörner wachsen ihr aus der Stirn. Rücken an Rücken mit ihr eine Figur im ebenfalls blauen Anzug, aber ohne Maske: ein Wolfs- oder Hyänenkopf, Blut läuft ihm aus dem Fang, die eine Pfote, als Hand gezeichnet, hat er ausgestreckt, in ihr lodert eine Feuerflamme auf – offenbar handelt es sich um eine Doppelfigur aus Clown und Wolf, aus Jekyll und Hyde". Das trifft es ziemlich präzise: "Dr. Jekyll ist ein angesehener Mensch, eine Stütze der Gesellschaft, [...] in seiner Tugendhaftigkeit nach außen hin vorbildlich und in seinen fortschrittlichen Bestrebungen ein Muster christlicher Nächstenliebe." Mr. Hyde ist dann die dunkle Schattenfigur dazu.
Aber wir teilen nicht Wessels abwegige Auffassung, dass die Figur von der dahinter stehenden als jüdisch markierten Figur gesteuert wird. Eine Doppelrolle als öffentlich bewunderte Held*innen und im Geheimen wirkende Politschurk*innen oder deren Begünstiger*innen spielen alle namentlich identifizierbaren Figuren im Bild, nicht nur die christlichen, sondern auch die Vertreter islamischer Bewegungen. Genau deshalb ist das abschließende historische Urteil über sie noch nicht gesprochen. Nach unserer Auffassung verlangt und fördert die Betrachtung des Bildes eine große Ambiguitätstoleranz, also die Fähigkeit, Vieldeutigkeit und Unsicherheit zur Kenntnis zu nehmen und ertragen zu können. Rigorose Moral, Ellenbogeneinsatz und der Wunsch nach Vereinheitlichung nehmen weltweit zu. Die Gründe sind vielfältig, aber „meistens steckt doch so etwas wie Kapitalismus dahinter“, sagt der Islamwissenschaftler Thomas Bauer. Siehe https://www.deutschlandfunk.de/der-verlust-der-mehrdeutigkeit-ohne-kulturelle-vielfalt-100.html
Comments